Diversität und soziales Lernen
Fratello Hamburg und Teilhabe obdachloser Menschen
Menschen in prekären Lebenslagen soziale Teilhabe durch einen neu geschenkten Glauben an sich selbst und neu gewonnene Lebenshoffnung zu ermöglichen, ist die "Erfolgsgeschichte" eines ungewöhnlichen Projektes, das ich während meiner Tätigkeit als Geistlicher Rektor der Katholischen Akademie und Seelsorger der Frankophonen Mission in Hamburg ins Leben rufen und schrittweise begleiten durfte. Anlass dazu war ein Impuls von außen: die Einladung von Papst Franziskus an alle Obdachlosen Europas zu einer Wallfahrt nach Rom. Dieser verrückt-genialen Initiative konnte ich mich genauso wenig entziehen, wie die von mir hinzugezogenen Mitstreitenden aus diversen Hilfsorganisationen und Obdachloseninitiativen wie der Caritas, der Diakonie und des Malteser Hilfsdiensts. Für alle Beteiligten war es faszinierend zu sehen, welche Dynamik die Zuwendung des Papstes zu Menschen in prekären Lebenssituationen freisetzte. Die pontifikale Geste der Wertschätzung löste, neben der Freude auf eine gemeinsame Romreise, die Rückbesinnung auf Lebenssinn und Heilung in vielfach gebrochenen Lebensbiografien aus. Unmöglich erachtete Wendepunkte der Umkehr und des Neubeginns stellten sich ein und brachen sich, einem eigentümlichen spirituellen Antrieb folgend, Bahn. Eine Haltung, das Leben durch wiedergewonnene Hoffnung mutig in die Hand zu nehmen und zu gestalten, dafür Opfer zu bringen und sich selbst zu überwinden, stellte sich auch längerfristig bei nicht wenigen "Rompilgernden" ein. Dieser innere Weg vollzog sich in Gemeinschaft mit aufbrechenden Menschen, die in vielfacher Hinsicht diverser nicht hätten sein können. Die persönlichen Aufbrüche im Anschluss der Reise - sich auf Wohnungsund Arbeitssuche zu begeben, dem Alkohol abzuschwören, sich mit der Familie auszusöhnen - erwuchsen aus den vier Stationen eines geistlichen Weges, die im folgenden Beitrag dargestellt werden. Den Schatz der Diversität in den Begegnungen mit Menschen von den "Rändern" der Gesellschaft zu entdecken, ihm wertschätzend zu begegnen, den Reichtum der Persönlichkeiten zu erleben und dafür einen Raum der Begegnung und Entwicklung zu eröffnen, sind Früchte dieser außergewöhnlichen Wallfahrt. Das Movens neu erfahrener Selbsterkenntnis in der Anerkenntnis durch einen Anderen - zumal eine geistlich-religiöse Autorität - und die schrittweise Umsetzung von Eigenverantwortung im Ringen um Lebenssinn im Rahmen einer geistlich-gemeinschaftlichen Unternehmung schienen bedeutungsvoller als das mehr oder weniger passive Entgegennehmen sozial-caritativer Unterstützung, so wichtig diese für hilfsbedürftige Menschen auch ist. Professionelle Sozialarbeiter:innen waren erstaunt über die individuellen und gemeinschaftlichen Dynamiken einer Pilger reise, denen das Alltagsleben gewöhnlich nur wenig Raum gibt. Die alles verändernde Motivation - der Schlüssel zur sozialen Teilhabe - entzündete sich im Fratello-Projekt an der authentisch vermittelten Botschaft des Papstes, Ausgeschlossene, entgegen den Tendenzen einer durchökonomisierten Welt, in die Mitte der Gemeinschaft zurückzuholen, ihnen Achtung zu erweisen und sie an ihre Würde, ihre Träume und ihren leidenschaftlichen Hunger nach Leben zu erinnern. Über die Wirkung dieser Botschaft gibt der nachfolgende Beitrag Zeugnis.
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