Diversität und Widerstandslernen
Bildungsinnovation "Widerstandsweg"
Widerspruch oder gar Widerstand gegen offensichtliches, aber totgeschwiegenes Unrecht zu leisten, der Stimme des Gewissens Vorrang zu geben und diese gegenüber einer anderslautenden Mehrheitsmeinung zu erheben, verlangt Mut und Furchtlosigkeit ob der möglichen Konsequenzen. Denn es ist häufig leichter und bequemer, Ängsten nachzugeben und deshalb mögliche drohende Konflikte mit vielleicht auch hierarchisch Höhergestellten schon von vornherein zu vermeiden, auch auf die Gefahr hin und im - wenn auch verdrängten - (Ge-)Wissen darum, dass Untätigkeit und Zuschauen, also das Gewährenlassen beobachteter Unrechtshandlungen, Komplizenschaft und daher Mittäterschaft bedeuten. Wie schwer es sein kann, Zivilcourage schon in ganz alltäglichen Situationen zu zeigen und nicht den Weg des geringsten Widerstandes zu wählen, darum weiß wohl jede und jeder Einzelne. Anders verhält es sich mit der Bildungsinnovation "Widerstandsweg", die ihren Teilnehmenden die Möglichkeit eröffnet, diesen anhand geschichtlicher und gegenwärtiger Szenarien, ohne sich realen Gefährdungen auszusetzen, fiktiv zuzulassen, mit allen positiven und negativen Gefühlen aus- und durchzuhalten, Entscheidungs- und Handlungsoptionen zu erwägen und für sich selbst und im Austausch mit anderen abzuwägen. Dieses Übungsfeld der Zivilcourage soll helfen, die persönliche Kosten-Nutzen-Analyse im Falle eines - wenn auch unbequem anmutenden - Einschreitens in einem anders gelagerten Werte-Horizont zu bilanzieren und umzusetzen sowie unterschiedliche Strategien von Widerspruchs- und Widerstandhandlungen kennenzulernen, um künftig in kritischen Situationen auf dieses Wissen zurückgreifen zu können. Der "Widerstandsweg" wurde zunächst als Seminarrahmen wie Leistungsnachweis im Modul "Diversität in Hochschullehre und wissenschaftlicher Weiterbildung" des Weiterbildungsmasters "Leading Diversity" unter Leitung von Ulrike Senger an der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg (HSU/UniBw H) in projektförmiger Anbindung an das Koblenzer "Widerstandsviertel" auf der Pfaffendorfer Höhe im Umfeld des Zentrums Innere Führung (ZInFü) entwickelt. Die Projektaufgabe der Weiterbildungsstudierenden aus verschiedenen Berufsfeldern, wie Bundeswehr, Polizei, Hochschule und weiteren mehr, bestand in einem ersten Schritt darin, in örtlicher Rückbindung an die nach den Widerstandskämpferinnen und -kämpfern gegen die nationalsozialistische Diktatur benannten Straßennamen die von diesen verantworteten Gewissensentscheidungen und -handlungen in geschichtlicher Einordnung - und damit auch in Zusammenhang mit der Entstehung der Inneren Führung - zu erkennen und zu analysieren, insbesondere auch unter dem Gesichtspunkt, was eine Widerstandspersönlichkeit auszeichnet. In einem zweiten Schritt sollte der Transfer auf eine gegenwärtige situative Herausforderung wie die Positionierung und/oder das Einschreiten im Falle diversitätsbezogener Herabwürdigungen und Benachteiligungen wie Mobbing oder Diskriminierung vorgenommen werden, um anschließend hierfür entsprechende Szenarien zu entwickeln und didaktisch- kompetenzorientiert im Sinne von "Verantwortung und Selbstständigkeit" - zu gestalten. Die Erfahrungen der exemplarischen Lehrentwicklung des Koblenzer "Widerstandswegs" wurden in einem Portfolio festgehalten und reflektiert. Dieses außergewöhnliche (gerade auch in der persönlichen Auseinandersetzung fordernde) Pilotprojekt entfaltete eine ungeheure Motivationskraft und Eigendynamik und ließ mich nicht mehr los, sodass ich mich nach dem formalen Abschluss des Moduls zur künstlerischen Weiterentwicklung entschloss.
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