Diversität und Katholische Kirche Herkunft und Verantwortung
Die Katholische Kirche ist von einem klugen und pfleglichen Umgang mit Unterschiedlichkeit in ihren Reihen so weit weg, dass man kaum auf die Idee kommt, dass ihr Diversität einst ins Stammbuch geschrieben wurde. Die Basis dafür ist das grundlegende Dogma des christlichen Glaubens: die Drei-Einheit Gottes. Das Christentum hat mit dem Judentum und dem Islam den Monotheismus gemein. Es kann nur einen Gott geben, sonst gibt es überhaupt keinen. Aber diese höchste Einheit ist nicht einfältig und eintönig. Sie ist die Quelle des Lebens. In ihr ist ewig Vielfalt in Bewegung und Spannung im Spiel. Anders wäre nicht zu sagen, dass Gott Liebe ist. Das ist jedoch die zentrale Aussage des Neuen Testaments und das Alleinstellungsmerkmal des christlichen Glaubens. Auf der Linie dieser Liebe sehen Christen die Welt in ihrer Vielfalt vom Vater erschaffen, vom Sohn erlöst und vom Heiligen Geist erneuert. Alles, was es gibt, ist davon gewollt und darin geborgen. Den Glauben daran, wirksam in Liebe, selber zu bewahren und anderen zu erschließen, ist der Sinn der Kirche. Als die Katholische Kirche eine Macht in dieser Welt wurde und es lernte, sich gegen Konkurrenz zu behaupten, trat dieser Sinn in den Hintergrund. Die unerbittliche Logik institutionalisierter Macht hat der Katholischen Kirche den Geschmack an der Vielfalt verdorben. Identitäres Bewusstsein hat keinen Platz für das Spiel der Gegensätze. Es sieht im Anderssein des Anderen die Störung der vorgegebenen Ordnung und den Widerspruch gegen den eigenen Anspruch. Der Verlust der Macht in säkularisierten Gesellschaften erschüttert die Katholische Kirche bis in ihre Grundfesten. Aber das macht nichts. Anders wird nämlich der Grund nicht sichtbar, der tiefer liegt und besser trägt als die selbst gebauten Sicherungen. Auf diesem Grund, der in der Bibel sichtbar ist, kann ein reifer, wenig ängstlicher und differenzierter Umgang mit dem Anderen, "mit-ein-ander", neu erlernt werden. Den abgesunkenen Schatz der Diversität neuerdings zu heben, hat die Katholische Kirche jetzt vor sich.
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