Wer über George Floyd spricht, sollte auch Mouhamed Dramé kennen
Glocality als Reflexionsfolie zur Förderung einer rassismuskritischen Positionierung von Englischlehrpersonen
In den vergangenen Jahren wurde vermehrt auf die Notwendigkeit rassismuskritischer Professionskompetenzen hingewiesen. Dies ist auf die Erkenntnis zurückzuführen, dass Rassismus alle sozialen Interaktionen strukturiert, so auch den Fremdsprachenunterricht. Man könnte zwar argumentieren, dass Englischlehrpersonen kompetenter im Umgang mit rassismusrelevanten Themen seien als die meisten ihrer Kolleg:innen, da diese Themen in Englischlehrwerken behandelt werden. Lehrwerke können jedoch auch Rassismus reproduzieren und garantieren noch keine rassismuskritische Auseinandersetzung. Durch einen Fokus auf englischsprachige Länder läuft der Englischunterricht zudem Gefahr, Rassismus in Übersee zu verorten, wenn er nicht auf Deutschland als postkoloniale und postnationalsozialistische Gesellschaft rückbezogen wird, in der er weitgehend als überwunden gilt. In diesem Beitrag wird glocality als ein potenziell vielversprechendes Konzept zur Förderung einer rassismuskritischen Professionalisierung vorgeschlagen. Das Konzept der glocality, ursprünglich aus der Umweltforschung, verbindet die Sphären des Globalen und Lokalen und offenbart eine Gleichzeitigkeit von universalisierenden und partikularisierenden Tendenzen unterschiedlicher Phänomene. In Bildungsprozessen kann es dabei helfen Überschneidungen des Globalen und Lokalen des Rassismus zu erkennen und in Reflexionsprozessen eingesetzt werden. Um seinen Nutzen für die Englischlehrer:innenbildung zu verdeutlichen, werden zwei rassismusrelevante Beispiele auf gesellschaftlicher und individueller Ebene skizziert, die zeigen, wie Rassismus in englischsprachigen Zielkulturen mit dem lokalen Kontext (z.B. Deutschland) oder der individuellen Positionalität (z.B. der Autorin) verknüpft werden kann. Anschließend werden Möglichkeiten glokaler Reflexionsanlässe in der universitären Englischlehrer:innenbildung vorgeschlagen, um eine rassismuskritische Professionalisierung innerhalb bestehender Strukturen zu initiieren.
Beiträge
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“[T]he American Dream does not exist in reality because it isn’t for everyone”
Repräsentationen von race in österreichischem und deutschem Lehr-Lern-Material
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Wer über George Floyd spricht, sollte auch Mouhamed Dramé kennen
Glocality als Reflexionsfolie zur Förderung einer rassismuskritischen Positionierung von Englischlehrpersonen
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Fremdsprachenlernende und Künstliche Intelligenz
Eine empirische Untersuchung zu Kenntnissen, Meinungen und Nutzungsweisen von Englisch-, Französisch- und Spanischschüler:innen der Sekundarstufen I und II
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weitere Infos
Güllü, Natalie (2024). Wer über George Floyd spricht, sollte auch Mouhamed Dramé kennen: Glocality als Reflexionsfolie zur Förderung einer rassismuskritischen Positionierung von Englischlehrpersonen. Zeitschrift für Fremdsprachenforschung, 36(1), 91-109. Bielefeld: wbv Publikation. https://doi.org/10.3278/ZFF2501W007