ARTIKELDETAILS
Literale Kompetenzen in empirischen Disziplinen
Eine Methode zur Messung des Lernzuwachses in schreibintensiven Praktika der Biologie
2021, 344 Seiten
Band-Nr.: 4
Reihe: TeachingXchange
Artikelnummer: 6004807w177

Literale Kompetenzen in empirischen Disziplinen von Anne-Kathrin Warzecha; Nils Cordes steht unter einer Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.
Eine Herausforderung in der Lehre besteht darin, herauszufinden, ob Studierende durch den Besuch einer Veranstaltung im gewünschten Ausmaß etwas lernen. Evaluationen können nur zum Teil Antworten darauf liefern, da sie oft Momentaufnahmen darstellen, die von vielen Faktoren beeinflusst werden. Daher wird außerdem eine Methode benötigt, um den Lernzuwachs zu messen. Dies gilt vor allem für Kompetenzen, die üblicherweise über mehrere Semester hinweg erworben werden - wie die Fertigkeit, wissenschaftlich zu schreiben. Im Rahmen dieser Studie wird die Veränderung von Selbsteinschätzungen genutzt, um den Lernzuwachs (im Sinne von "normalized gain" nach Hake) bei der Entwicklung literaler Kompetenzen im Biologiestudium zu messen. Dafür gaben Studierende über einen Zeitraum von einem Jahr zu drei verschiedenen Zeitpunkten Selbsteinschätzungen zu sechs verschiedenen Kompetenzen ab, die als zentral für das Verfassen wissenschaftlicher Arbeiten in empirischen Disziplinen erachtet werden. Dieselben Kompetenzen wurden an zwei
Zeitpunkten anhand der von den Studierenden angefertigten Texte bewertet. Wir verglichen die Veränderungen in der Qualität der Texte anschließend mit den Veränderungen in den Selbsteinschätzungen der Studierenden, um herauszufinden, ob aus der Veränderung von Selbsteinschätzungen auf tatsächliche Entwicklungen geschlossen werden kann. Die Veränderungen in den Selbsteinschätzungen und die Veränderungen in den Bewertungen der Texte korrelieren stark. Die große Varianz in den Daten suggeriert jedoch, dass die Methode zur Einschätzung individueller Lernprozesse
ungeeignet ist. Auf Kursebene hingegen stellt der so gemessene Lernzuwachs unserer Meinung nach eine Bereicherung für die Lehrevaluation dar und kann konkrete Ansatzpunkte für die Weiterentwicklung von (schreibintensiven) Lehrveranstaltungen liefern.
Nils Cordes und Anne-Kathrin Warzecha lehren und forschen an der Fakultät für Biologie der Universität Bielefeld. Kontakt: ncordes@uni-bielefeld.de; ak.warzecha@unibielefeld.de
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Schreiblehrkonzepte an Hochschulen
Fallstudien und Reflexionen zum fachspezifischen Schreibenlehren und -lernen
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