Der Stille Tod
Menschheit zwischen Demenz und Dementi
Nachdem der Autor, Mediziner unter einem Pseudonym, vor zehn Jahren mit der Veröffentlichung seiner "Gründe, warum es uns nicht geben darf" die Thesen einer Anthropofugalen Ethik so schmerzhaft wie unleugbar veranschaulicht hat, behandelt er nun einen maßgebenden Teilaspekt der Verträglichkeitskrise zwischen Mensch und Leben: die zerstörerischen Einflüsse, welche vom Lärm der Moderne ausgehen. Er weist nach, daß Stille für genuines Denken unverzichtbar wäre, andererseits hält er vor Augen, wie geradezu süchtig wir nach Tönen und Geräuschen sind. Diese beiden gegenläufigen Tendenzen führen zwingend zu dem Schluß, daß das Projekt "Geist" als gescheitert betrachtet werden muß. Was ihm ein weiteres Argument liefert für die Erkenntnis, daß damit auch der Mensch gescheitert ist. Denn der Anspruch, den philosophische, religiöse und ethische Konzepte jahrtausendelang an ein gelingendes Menschsein gestellt haben, wird konterkariert von der ohrenbetäubenden Karriere des Menschen und sabotiert von einer seiner jüngsten Errungenschaften: der Vertreibung der Stille. Ihr Tod unterstreicht abermals das Postulat der Anthropofugalen Ethik, das da heißt: Der Mensch hat aufzuhören.