Anna Gaskell
Künstlerische Strategien in den frühen fotografischen Serien (1996-2002)
Anna Gaskell arbeitet seit Mitte der 1990er-Jahre mit dem Medium der inszenierten Fotografie. Stilmerkmal ihrer analog aufgenommenen und unbearbeiteten Einzelfotografien ist der explizite Bezug zur soziokulturellen Prägung des Betrachters. Die Künstlerin schafft in ihren Arbeiten die Suggestion einer chronologisch erzählten Geschichte, die trotz der klar erkennbaren, gegenständlichen Bildsprache rätselhaft, erotisch und unheimlich erscheint. Hauptakteure sind Mädchen an der Schwelle zum Frausein, deren Handlungen diffus und ohne Auflösung bleiben. Nadia Ismail untersucht die künstlerischen Strategien der 1969 geborenen Amerikanerin anhand einer Auswahl ihrer fotografischen Serien mit Schwerpunkt auf den späten 1990er- und frühen 2000er-Jahren. Die Aufnahmen werden in von der Forschung noch nicht berücksichtigte Analogien gestellt und dadurch in einen neuen fotohistorischen, literarischen sowie kunsthistorischen Kontext gesetzt. In den bewusst weit gefassten, interdisziplinären und medienübergreifenden Exkursen erörtert Ismail, welchen Anteil an der Bildgenese der Betrachter besitzt und welchen die fotografische Aufnahme selbst offenbart. Sie zeigt auf, dass Anna Gaskell Stilmittel aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen und verschiedenen historischen Epochen auf ihre Fotografien anwendet, mit dezidiertem Schwerpunkt auf dem Ende des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Neben kunsthistorischen Bezügen werden künstlerische Strategien primär aus Literatur sowie Film und überdies Krankheitsbilder aus der Psychologie und Psychopathologie in Exkursen beschrieben, als Einflussfaktoren herausgearbeitet und in den betrachteten Werkserien verortet. Die Dissertation bildet die erste umfängliche wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den fotografischen Serien.