Lernaufgabe Europa
Ein gemeinsamer Wirtschaftsraum schafft keine gesellschaftliche Einheit. Von gewachsenen Verbindungen und Wahlverwandtschaften kann im europäischen Kontext kaum die Rede sein. Nach dem Zerbrechen des Abendlandes war Frieden in Europa eher beschränkt auf seltene Zeiträume. Krieg zwischen Deutschland und Frankreich allerdings können wir uns erfreulicherweise heute nicht mehr vorstellen. Aber die verfestigten nationalen Eigentümlichkeiten und der kulturelle Eigensinn der einzelnen Länder haben harte Prägungen hinterlassen, die durch Geld und Verträge nur schwer aufzubrechen sind. Deshalb ist die Entwicklung politischer Urteilskraft ein entscheidender Pfeiler im europäischen Gebäude der 27 Nationen. Ohne soziale Bindungen entsteht keine solidarische Ökonomie, die Ausgleichsbewegungen zwischen Schwachen und Starken ermöglicht, ohne in die Mottenkiste vorurteilsbeladener Abgrenzungen zurückzugreifen. Hunderte von Milliarden Euro werden verteilt, um das Bankensystem vor dem Zusammenbruch zu bewahren; Bürgschaftsschutzschirme, die der Entwicklung politischer Urteilskraft dienen, sucht man dagegen vergeblich - dabei würden sie die vernünftigsten und nachhaltigsten Investitionen in einem Europa der erodierenden Gesellschaftsordnungen ausmachen. Kollektive Lernprozesse sind erforderlich, welche die Alltagserfahrungen der Menschen einbeziehen. Nur so kann erfolgreiche Überzeugungsarbeit geleistet werden.
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"Politische Bildung zum Thema Europa muss auch Kontroversen ertragen"
Interview mit Uwe Gartenschläger
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