DJI Deutsches Jugend Institut (DJI), Robert Koch Institut (Hg.)

Kindertagesbetreuung und Infektionsgeschehen während der COVID-19-Pandemie

Abschlussbericht der Corona-KiTa-Studie

Im Mittelpunkt der Studie stehen zwei Fragen: Welche Effekte hatte die Coronapandemie auf die frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung (FBBE)? Wie sieht das Infektionsgeschehen in Kitas aus und wie hat es sich auf die Betreuungssituation ausgewirkt?
Analysiert werden Daten des Deutschen Jugendinstituts (DJI) und des Robert Koch-Instituts (RKI) aus dem Zeitraum von Mai 2020 bis Juni 2022. Hierfür wurden im Rahmen einer Längsschnittstudie zur Beobachtung der schrittweisen Öffnung der Kindertagesbetreuung verschiedene bereits vorliegende und neu entwickelte Datenquellen sowie eigene Untersuchungen genutzt: eine Reihe vertiefter Befragungen von Einrichtungen der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung, Fachkräfte in den Einrichtungen, Kindertagespflegepersonal und Eltern, die gemeldeten Fälle von COVID-19, Daten aus weiteren Sur­veillancesystemen für akute Atemwegsinfektionen sowie als zentrale Komponente ein KiTa-Register, welches prospektiv wesentliche Informationen zu den vorhandenen Platz- und Personalkapazitäten ergänzte. Aus diesen Analysen und Auswertungen wird steuerungsrelevantes Wissen für Politik und (Fach-)Praxis abgeleitet, das bei zukünftigen Pandemien Orientierungs- und Entscheidungshilfen bieten kann.
Danksagung
Executive Summary
1 Einleitung
1.1 Kitas als möglicher Ort für SARS-CoV-2-Übertragungen
1.2 Infektiosität von Kindern
2 Anlage der Studie
2.1 Modul 1 „CoKiss"
2.2 Modul 2 „KiTa-Register"
2.3 Modul 3 „CATS"
2.4 Modul 4 „COALA"
3 Ergebnisse der Corona-KiTa-Studie
3.1 Inzidenz, Schwere und Rolle von Kindern im Kita-Alter im Infektionsgeschehen
3.2 Häufigkeit von SARS-CoV-2-Infektionen und Ausbrüchen in Kitas
3.3 Die Rolle von Kindern und Kita-Beschäftigten bei der Ausbreitung der SARS-CoV-2-Infektion
3.4 Ergebnisse zur Infektiosität und Immunität von Kindern und Erwachsenen
3.5 Zum Wohlbefinden und zur gesundheitlichen Situation von Kindern in der Pandemie
3.6 Infektionsschutz vor dem Betreten und in der KiTa
3.7 Zur Situation von KiTas während der COVID-19-Pandemie
3.8 Zur Situation der Kindertagespflege während der COVID 19-Pandemie
3.9 Zur Situation von Eltern während der COVID 19-Pandemie - Lockdown und Infektionsgeschehen
Literaturverzeichnis
Das Deutsche Jugendinstitut in München besteht seit 1963 und gehört zu den größten sozialwissenschaftlichen Forschungsinstituten Europas. Seit über 50 Jahren erforschen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Lebenslagen von Kindern, Jugendlichen und Familien. Sie beraten die Politik und liefern wichtige Impulse für die Fachpraxis.

Das Ziel des Robert Koch-Instituts als nationales Public-Health-Institut ist es, die Bevölkerung vor Krankheiten zu schützen und ihren Gesundheitszustand zu verbessern. Daran arbeiten und forschen im RKI jeden Tag gemeinsam 1.500 Menschen aus 90 verschiedenen Berufen.

weitere Infos

Corona-KiTa-Studie von DJI und RKI: Weniger Teilhabe für Kinder, Stress für Eltern und pädagogische Fachkräfte

Welche Effekte hatte die Corona-Pandemie auf die frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung (FBBE)? Wie hat sich die Betreuungssituation auf das Infektionsgeschehen ausgewirkt? Das Deutsche Jugendinstitut (DJI) hat gemeinsam mit dem Robert Koch-Institut (RKI) während der ersten zweieinhalb Jahre der Pandemie Kinder, Familien und KiTas (Kindertageseinrichtung und Tagespflege) in ganz Deutschland mit der Corona-KiTa-Studie begleitet, um zu beobachten, welche Rolle KiTa-Kinder und das System der Kindertagesbetreuung in Deutschland in der Pandemie spielen. Der Bericht "Kindertagesbetreuung und Infektionsgeschehen während der COVID-19-Pandemie" stellt die Ergebnisse der Studie vor.

Die Ergebnisse zeigen, dass eine SARS-CoV-2-Infektion für Kinder im Alter von 0-5 Jahren nur selten mit einer besonderen Krankheitslast einhergeht. Trotzdem sind KiTas auch mit Schutzmaßnahmen nicht vom Infektionsgeschehen ausgenommen und müssen in den Planungen zur Eindämmung angemessen berücksichtigt werden. Auch die Befunde zur Beteiligung von KiTas am Infektionsgeschehen legen das nahe: Sowohl Kinder als auch Eltern und Fachkräfte waren - wenn auch in unterschiedlichem und im Laufe der Pandemie sich veränderndem Ausmaß - an der Ausbreitung von COVID-Infektionen beteiligt, auch wenn die konsequente Umsetzung von Schutz- und Hygienemaßnahmen die Übertragungsmöglichkeiten deutlich reduziert haben.

- Folgen der Pandemie für Kinder, Familien und KiTa-Fachkräfte -
Viele Einrichtungen geben an, dass der Anteil von Kindern mit deutlich höherem Förderbedarf gestiegen ist, auch die Rückstellungen vom Schulbesuch sind leicht gestiegen. Die Befunde stehen in deutlichem Zusammenhang mit dem sozioökonomischen Status der Familien, in denen die Kinder leben. Die KiTa-Schließungen und Kontaktbeschränkungen 2020 und 2021 haben jedoch alle Familien belastet und das Stresslevel besonders für doppelerwerbstätige und alleinerziehende Eltern deutlich erhöht, ebenso wie die Ansteckungsängste. Positiv bewertet wurde, dass durch den Wegfall von Freizeitaktivitäten, weniger Organisationsstress und mehr Familienzeit eine "Entschleunigung" in den Familien stattfand. Von den pädagogisch Tätigen werden besonders die Ansteckungsängste hoch bewertet, die zusammen mit der zusätzlichen Mehrarbeit und Konflikten mit Eltern und Teammitgliedern als sehr belastend erlebt werden. Im Rückblick wünschen sich Familien verlässliche Betreuungssysteme, Planungssicherheit sowie Handlungsspielräume bei Arbeitszeiten und innerfamiliären Aufgaben. Für die pädagogisch Tätigen stehen Handlungssicherheit, Planbarkeit, Konfliktreduktion und Maßnahmen zum Eigenschutz sowie zum Schutz der Kindertagesbetreuung an erster Stelle.

- Sozial benachteiligte Kinder stark belastet -
Die Teilhabemöglichkeiten für Kinder waren besonders in den drei Kita-Schließungsphasen (März - Sommer 2020, Mitte Dezember 2020 - Anfang März 2021 und Ende März - Ende Mai 2021) stark eingeschränkt. Einrichtungen mit einem hohen Anteil herkunftsbedingt benachteiligter Kinder verzeichneten mehr Infektionsfälle und wurden länger geschlossen. Die Belastung der Kinder, aber auch des Personals und der Familien durch Quarantäne, Testungen, kurzfrist ige Änderungen der Betreuungsgarantie und Ängsten vor einer An-steckung waren hier besonders hoch. Für Herbst/Winter 2022/23 brauchen diese Einrichtungen eine besonders gute Vorbereitung und hohe Flexibilität bei Unterstützungsangeboten. Kindertagespflegestellen waren durchgängig deutlich weniger von Infektions- und Verdachtsfällen betroffen und mussten seltener schließen.

- Daten und Methode der Corona-KiTa-Studie -
Die Studie kombiniert Bildungs- und Sozialwissenschaften, epidemiologische Feldarbeit und Surveillance sowie Laboruntersuchungen. Die Verknüpfung von Surveillance-, Register- und Studiendaten lieferte eine solide (sich ergänzende oder übereinstimmende) Datenbasis als Entscheidungsgrundlage und könnte eine Blaupause für die Einrichtung dauerhafte Monitoringsysteme sein, die Gesundheitsmeldedaten mit Daten aus Bereichen der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung verbinden. Analysiert werden Daten, die zwischen Mai 2020 und Juni 2022 bundesweit von DJI und RKI erhoben wurden.

- Herausgeber -
Das Deutsche Jugendinstitut in München besteht seit 1963 und gehört zu den größten sozialwissenschaftlichen Forschungsinstituten Europas. Seit über 50 Jahren erforschen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Lebenslagen von Kindern, Jugendlichen und Familien, beraten die Politik und liefern wichtige Impulse für die Fachpraxis. Das Ziel des Robert Koch-Instituts als nationales Public-Health-Institut ist es, die Bevölkerung vor Krankheiten zu schützen und ihren Gesundheitszustand zu verbessern. Daran arbeiten und forschen im RKI jeden Tag gemeinsam 1.500 Menschen aus 90 verschiedenen Berufen.

Zitiervorschlag: Kuger, S.; Haas, W.; Kalicki, B.; Loss, J.; Buchholz, U.; Fackler, S.; Finkel, B.; Grgic, M.; Jordan, S.; Lehfeld, A.-S.; Maly-Motta, H.; Neuberger, F.; Wurm, J.; Braun, D.; Iwanowski, H.; Kubisch, U.; Maron, J.; Sandoni, A.; Schienkewitz, A.; Wieschke, J. (2022). Kindertagesbetreuung und Infektionsgeschehen während der COVID-19-Pandemie. Abschlussbericht der Corona-KiTa-Studie. Bielefeld: wbv Publikation. DOI: 10.3278/9783763973279

Buch

39,90 €

Versand innerhalb von 3 Arbeitstagen

lieferbar

Ebenso verfügbar als:

E-Book (PDF)
E-Book (PDF)
im Open Access

Bibliografische Angaben

  • Auflage: 1
  • Erscheinungsdatum: 05.01.2023
  • Umfang: 144 Seiten
  • Artikelnr: I73262
  • ISBN (Print): 9783763973262
  • ISBN E-Book (PDF): 9783763973279
  • DOI E-Book (PDF): 10.3278/9783763973279
  • Imprint: wbv Publikation
  • Sprache: Deutsch

Artikel weiterempfehlen