Mit drei Klicks zum passenden Open-Access-Verlag!

Open Access hat sich bei wbv zu einem der zentralen Publikationsmodelle für die Sozial- und Geisteswissenschaften entwickelt. Seit 2012 haben wir über 6.300 Artikel, Monografien und Sammelbände Open Access veröffentlicht und 2024 fast eine Million Downloads erzielt. Um unser Open-Access-Engagement weiter zu stärken, sind wir seit einigen Tagen auch im oa.finder vertreten. Die Datenbank wurde im Rahmen des BMBF-geförderten Verbundprojektes open-access.network federführend  an der Universitätsbibliothek Bielefeld entwickelt. Forschende und Publikationsberater:innen, z.B. in wissenschaftlichen Bibliotheken, können dort gezielt nach Open-Access-Verlagen suchen, die zum geplanten Publikationsvorhaben und der Forschungsrichtung passen. Im oa.finder finden sie gesammelt Informationen zu Publikationsbedingungen, Kosten, Lizenzmodellen und weiteren Aspekten , die bei der Verlagsauswahl wichtig sind. Verlage werden so leichter gefunden und können ihre Vielfalt und Qualität im Open-Access-Bereich sichtbar machen.

Katja Dammann ist an der Universitätsbibliothek Bielefeld zentrale Ansprechpartnerin für den oa.finder. Sie ist maßgeblich an der Konzeption und Umsetzung des Projektes beteiligt. Grundlegend für das Recherchetool ist die Erhebung der Datenkollektion mit Informationen über Wissenschaftsverlage, die auf der Plattform präsentiert werden. Zum wbv-Start im oa.finder haben wir mit ihr über das Projekt, seine Ausrichtung, Vorteile und Entwicklung gesprochen.

Hallo Frau Dammann, im oa.finder standen bisher Journals im Mittelpunkt. Warum wurde der Finder jetzt auf Verlage erweitert, die Monografien und Sammelbände publizieren?
Katja Dammann: Da muss ich etwas ausholen. In den Naturwissenschaften hat sich das Open-Access-Publizieren bereits früh etabliert, vor allem in Fachzeitschriften. Dabei steht das Publikationsformat „Zeitschrift“ im Mittelpunkt, Wissenschaftler:innen suchen nach Zeitschriftentiteln, nicht nach Verlagen. Und über Zeitschriften bzw. Journals gibt es zahlreiche Informationen, die öffentlich zugänglich sind und als Datensammlung genutzt werden können, beispielsweise die EZB (Elektronische Zeitschriftenbibliothek), in der nahezu alle Journals gelistet sind – auch international.

Über Publikationsmöglichkeiten von Open-Access-Büchern gibt es keine vergleichbare Datenbasis – weder über relevante Buchreihen noch über Wissenschaftsverlage. Gleichzeitig wächst der Wunsch in den buchaffinen Wissenschaften nach Sichtbarkeit für die eigene Arbeit. In den Geisteswissenschaften spielen Monografien eine wesentlich größere Rolle, auch wenn in den Humanities Journals als Publikationsorte entstehen. Das Projekt zur Erweiterung des bestehenden oa.finders um den Suchbereich „Buch“ (oa.finder/book) wurde entwickelt, damit die Suche nach einem passenden Verlag mit Expertise in der Produktion und Verbreitung von Open-Access-Büchern leichter wird und um verlässlichen Support zu schaffen. Wir sehen schon jetzt an den Nachfragen, dass da ein großer Informationsbedarf ist. Allerdings sind nicht Wissenschaftler:innen die Hauptnutzer:innen des oa.finder sondern die Publikationsberater:innen in den wissenschaftlichen Bibliotheken. Das macht insofern Sinn, weil sie ja oft die erste Anlaufstelle für Wissenschaftler:innen sind.

Wie kommt der OA-Finder in der Wissenschaftscommunity an? Gibt es schon ein Feedback?
Katja Dammann: Wir bekommen viel Feedback und mein subjektiver Eindruck ist, dass Doktorand:innen den oa.finder gerne nutzen. Als Neu-Autor:innen finden sie hier Verlage, die in ihrer Disziplin etabliert und aktiv sind, aber nicht den öffentlichkeitswirksamen Status der Großverlage haben. Top-Feedback kommt auch von den wisssenschaftlichen Bibliotheken, die ja häufig die Publikationsfonds der Hochschulen verwalten und, wie schon gesagt, beim Open-Access-Publizieren beraten. Auch die 175 Verlage aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die wir für die Teilnahme am oa.finder angefragt haben, zeigen großes Interesse. Mehr als die Hälfte, nämlich aktuell 83 Verlage, haben an der Erhebung teilgenommen und sind mit ihrem Portfolio im oa.finder/book gelistet.

Wie Open Access für Bücher umgesetzt wird, ist sehr heterogen. Welches Potenzial hat der oa.finder, um Standards zu schaffen? 
Katja Dammann: Der oa.finder/book hat durch seine Struktur durchaus Potenzial für Standards, allerdings sind die Unterschiede in den Dienstleistungen der Verlage noch sehr ausgeprägt und in der Vielfalt oft gar nicht abzubilden. Leistungen wie „Lektorat“ und „Korrektorat“ werden von den Verlagen unterschiedlich definiert und gehandhabt, das Thema „Barrierefreiheit“ ist noch nicht überall eingebettet. Dazu kommt, dass es auch manche Begrifflichkeiten durchaus unterschiedlich verstanden werden. Beispielsweise Open Access grün: Für Bibliotheken ist das die Veröffentlichung der Manuskriptfassung im hauseigenen Repositorium. Verlage verstehen darunter, dass ein kostenpflichtiges E-Book nachträglich Open Access gestellt wird.

Der oa.finder umfasst zurzeit Infos von Verlagen aus dem DACH-Raum. Gibt es Pläne für mehr internationale Ausrichtung?
Katja Dammann: Wir haben mit dem Projekt Interesse im Ausland geweckt und bereits eine Anfrage aus Großbritannien erhalten. Bevor wir uns aber internationaler orientieren, wollen wir erstmal die Basis im DACH-Raum ausbauen.

Was ist – aus Ihrer ganz persönlichen Sicht – das Beste am oa.finder?
Katja Dammann: Dass man mit drei Klicks einen Verlag finden kann, der zum eigenen Publikationsprojekt und der Disziplin passt. Das gab es bisher nicht und ist auch weiter konkurrenzlos.  

Vielen Dank für das Interview, Katja Dammann!


Open Access bei wbv Publikation
Bei wbv-Publikation ist der oa.finder ein weiterer Baustein im Engagement für Open Access, zum dem auch die wbv OpenLibrary gehört, ein Crowdfunding-Projekt, das von einem Netzwerk von Bibliotheken und Wissenschaftsinstitutionen getragen wird. Mehr Infos zu Open Access – und zu den Publikationsmodellen bei wbv  gibt es bei wbv-open-access.de

 

oa.finder
Der oa.finder/books ist die Erweiterung des oa.finder/journals, der publikationsrelevante Informationen zu rund 57.000 Zeitschriften und Journals enthält. Der neue Suchbereich „Buch“ wurde im Rahmen des BMBF-geförderten Verbundprojekts open-access.network an der Universitätsbibliothek Bielefeld entwickelt und implementiert. Der nachhaltige Betrieb über die Projektlaufzeit hinaus ist geplant. 

geschrieben am 27.05.2025

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