Barrierefreiheit – ein neues Kapitel im wissenschaftlichen Publizieren

Weißes Symbol einer stilisierten Person mit ausgestreckten Armen in einem weißen Kreis auf rotem Hintergrund. Das Symbol steht für Barrierefreiheit.
Weißes Symbol einer stilisierten Person mit ausgestreckten Armen in einem weißen Kreis auf rotem Hintergrund. Das Symbol steht für Barrierefreiheit.

Der Wandel kommt leise aber bestimmt: Am 28. Juni 2025 ist das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) in Kraft getreten. Das Datum mag vielen Autor:innen zunächst wie eine bürokratische Randnotiz erscheinen, aber in Wahrheit schlägt es ein neues Kapitel für die Publikationskultur auf. Die Idee dahinter ist so einfach wie revolutionär: Wissenschaft soll für alle zugänglich sein, nicht nur für die, die sehen, hören oder lesen können wie die Mehrheit. Es ist ein Gesetz, das die Türen zu Wissen und Diskurs für Menschen mit Behinderungen, Einschränkungen und für ältere Leser:innen weit aufstößt. 

Die Umsetzung des European Accessibility Act (EAA) in deutsches Recht führt dazu, dass digitale Produkte, insbesondere eBooks, künftig barrierefrei gestaltet sein müssen. Was nach technischer Pflicht klingt, ist ein Bekenntnis zur Inklusion – und ein Gewinn für die Wissenschaft. Denn Barrierefreiheit ist kein Selbstzweck, sondern ein Versprechen: Die gleichberechtigte, selbstbestimmte Teilhabe an Forschung und Erkenntnis. 

Für Autor:innen, deren Bücher bereits publiziert sind, bringt das Gesetz keine Mehrarbeit: Die Verantwortung, das eigene Werke auch für blinde, sehbehinderte oder motorisch eingeschränkte Menschen nutzbar zu machen, liegt beim Verlag. Der muss - im Rahmen der Wirtschaftlichkeit - mindestens eine Ausgabe als barrierefreies PDF oder EPUB zur Verfügung stellen. Verlage übernehmen die Aufgabe, die Publikation nach den Vorgaben des BFSG zu gestalten und prüfen mit Tools wie demPDF Accessibilty Checker oderACE by Daisy die Einhaltung der Normen. 

Bei neuen Publikationsprojekten sind die Autor:innen aber nicht so ganz aus der Verantwortung entlassen, denn Barrierefreiheit beginnt bereits im Manuskript. Jede Abbildung, die mehr als bloße Zierde ist, verlangt nach einem Alternativtext: einer kurzen, prägnanten Beschreibung, die auch ohne Bild verständlich macht, worum es geht. Tabellen, die nicht screenreader-gerecht angelegt werden können, brauchen ebenfalls einen erklärenden Zusatz. Hier zeigt sich: Wer barrierefrei denkt, schreibt präziser, klarer, zugänglicher - und gewinnt damit nicht nur Leser:innen mit Einschränkungen, sondern auch alle anderen, die von einer guten Struktur und verständlichen Inhalten profitieren.  

Die Vorteile des barrierefreien Publizierens sind für Autor:innen nicht zu unterschätzen: Barrierefreie Publikationen erreichen ein größeres Publikum, erhöhen die Sichtbarkeit der eigenen Forschung und leisten einen Beitrag zu einer offenen, inklusiven Wissenschaftskultur. Besonders in Open-Access-Formaten wird so der Zugang zu Wissen für alle erleichtert – ein Wert, der weit über technische Normen hinausreicht. 

Wir haben uns, wie viele andere Verlage, längst auf den Weg gemacht, Barrierefreiheit als Qualitätsmerkmal zu etablieren. Mit Erfahrung, Know-how und dem Willen, auch dort Lösungen zu finden, wo Standards noch nicht greifen, begleiten wir unsere Autor:innen auf dem Weg zur barrierefreien Publikation. Wer das Thema Barrierefreiheit schon in der Manuskriptvorbereitung mitdenkt und Barrierefreiheit gemeinsam mit dem Verlag plant, kann sicher sein, nicht nachträglich über Formatierungs- und Texthürden zu stolpern. Damit wird das BFSG nicht zur Last, sondern zur Chance: für mehr Reichweite, mehr Teilhabe, mehr Wissenschaft für alle. Ein Gesetz, das die Wissenschaft nicht beschränkt, sondern befreit – und Autor:innen einlädt, Teil dieser Bewegung zu werden. 

Barrierefrei Publizieren bei wbv 
Wir beschäftigen uns bereits seit einigen Jahren in Lektorat und Herstellung mit dem Thema Barrierefreiheit für Bücher und Zeitschriften und unterstützen seit 2019 öffentliche Auftraggeber:innen bei der Umsetzung ihrer barrierefreien Publikationen. Seit 2024 erscheint auch die Zeitschrift „blind-sehbehindert“ barrierefrei und in Teilen im Open Access.  Im wbv-Blog berichtete Sabine Lauber-Pohle vom herausgebenden Verband Blinden- und Sehbehindertenpädagogik e. V. (VBS) über die Umstellung von der klassischen Print-Zeitschrift zum barrierefreien Journal, die von wbv Publikation begleitet und umgesetzt wurde.  

wbv-Autor:innen erhalten ihre Publikationen (in der Regel) als Printausgabe sowie als eBook und wir planen, die meisten unserer eBooks nach den BFSG-Anforderungen barrierefrei zu produzieren. Besonders die vielen Open-Access-Titel unseres Programms wollen wir auch für visuell, auditiv oder motorisch eingeschränkte Menschen zugänglich machen. Dafür geben wir Autor:innen auf unserer Website und in unserem kostenlosen Oktober-Webinar Tipps für die stressfreie Manuskriptvorbereitung für barrierefreie Publikationen.
 

Webinar “Barrierefrei Publizieren" 
Was bedeutet Barrierefreiheit im wissenschaftlichen Kontext? Welche Vorteile hat eine barrierefreie Publikation für mich als Autor:in? Was muss ich bei Erstellung von Alternativtexten beachten?

Mittwoch,
8. Oktober 2025, 10.00 – 10.45 Uhr oder  
Mittwoch, 29. Oktober 2025, 16.30 – 17.15 Uhr
 

Anmeldung zum Webinar „Barrierefrei Publizieren“ 

geschrieben am 14.07.2025

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