"Journal Flipping“ für mehr offenes Wissen: JoSch goes Open Access

Schriftzug JoSch auf blauem Hintergrund. In der rechten unteren Ecke ist das Open-Access-Logo abgebildet.

Es gibt diese Momente im Leben eines wissenschaftlichen Journals, da hilft kein Schönreden mehr: Das gewohnte Printwerk passt nicht mehr zur neuen Zeit. Die Wissenschaftskommunikation hat sich längst digitalisiert, und wer nicht mitzieht, bleibt zurück. Aber der Schritt von der Printausgabe zum Open Access ist keine bloße Modernisierung, sondern ein echter Kulturumbruch. Es ist, als würde man vertraute vier Wände verlassen, um in ein offenes Loft zu ziehen – mit allen Chancen und Unsicherheiten, die das mit sich bringt. Die Gesellschaft für Schreibdidaktik und Schreibforschung (gefsus), Herausgeberin des Journals für Schreibwissenschaft (JoSch), das seit 2015 bei wbv Publikation als Print- und E-Journal erscheint, haben das in den letzten Monaten erfahren.

Open Access für mehr Reichweite
Anfang 2025 reifte in der gefsus der Entschluss, das Journal primär Open Access zu veröffentlichen. Warum und warum jetzt? Bei der Entscheidung spielte gesunder Pragmatismus eine Rolle. Das wichtigste Argument war die Aussicht, ein größeres Publikum zu erreichen, mehr Resonanz zu bekommen, nicht mehr im Schatten der Regale zu stehen, sondern im Rampenlicht des digitalen Raums. Die Zahlen sind eindeutig: Wo Open Access draufsteht wächst die Zahl der Einreichungen, blüht die Leserschaft auf und wird die Community lebendig. Plötzlich lesen nicht nur ein paar Eingeweihte mit, sondern Studierende, Forschende und Interessierte weltweit – und zwar jederzeit.

"Journal Flipping"
Allerdings ist der Weg zur Open-Access-Zeitschrift kein Sonntagsspaziergang. Das sogenannte „Journal Flipping“ – also die Umstellung einer Zeitschrift von Print und Abo-Modell auf Open Access – ist weit mehr als ein technischer Prozess. Vieles, das bislang vertraut war, wird auf links gedreht, geprüft, neu zusammengesetzt. Bestehende Inhalte müssen in digitale Repositorien migriert werden. Metadaten wollen angereichert, Lizenzfragen geklärt, die dauerhafte Archivierung gesichert werden. Die Qualitätssicherung, das Herzstück jeder wissenschaftlichen Publikation, darf dabei natürlich nicht auf der Strecke bleiben. Das alles klingt nach viel Arbeit – und ist es auch. Wer glaubt, das gehe mal eben nebenbei, hat vermutlich noch nie ein Journal geflippt.

Die Überlegung, JoSch komplett Open Access zu publizieren, stellte die Herausgeber:innen vor viele Fragen. Wie können wir die hohen Standards der redaktionellen Arbeit im neuen Modell sichern? Stehen die notwendigen Ressourcen dauerhaft zur Verfügung? Und wie reagieren Autor:innen und Leser:innen auf den Wandel? Trotz aller Veränderungen überwog aber im Herausgeber:innen-Team die Überzeugung, dass der Schritt in die digitale Offenheit nicht nur zeitgemäß, sondern notwendig ist. Sie wollten die Schreibwissenschaft stärker vernetzen, den fachlichen Austausch fördern und die Vielfalt der Stimmen sichtbar machen. Journal Flipping bedeutet für sie Gewinn: einen Zuwachs an Reichweite, Transparenz und Gestaltungsfreiheit. Das alles, so sind sich die JoSch-Herausgeber:innen sicher, ist die Mühe wert. 

Glücklicherweise hatten die Herausgeber:innen auf ihrem Weg erfahrene Menschen aus dem wbv-Team an ihrer Seite, die den Prozess und die Anforderungen kennen. Und JoSch ist vor einigen Tagen – gut geplant und gemanagt – im Open-Access-Universum angekommen. Nicht nur das neue Journal, auch alle bisher erschienenen Ausgaben können jetzt kostenfrei heruntergeladen und gelesen werden. 

Wissen wird geteilt
Mit der neuen digitalen Offenheit kommen nicht nur mehr Leserinnen und Leser, sondern auch neue Möglichkeiten: Artikel können mit Videos, Datensätzen oder interaktiven Grafiken angereichert werden, bibliometrische Daten sind auf einen Klick verfügbar, und die Autorinnen und Autoren behalten mehr Rechte an ihren Werken. Die Zeitschrift wird flexibler, lebendiger, anschlussfähiger – und damit fit für die Zukunft. Am Ende ist der Wechsel zu Open Access auch ein Statement. Gegen die Exklusivität großer Verlagshäuser, gegen Bezahlschranken und für die Idee, dass Wissen allen gehören sollte – nicht nur denen, die es sich leisten können. Es ist der Versuch, Wissenschaft als Gemeingut zu leben und zu gestalten. Wer diesen Schritt wagt, entscheidet sich für Offenheit, für Teilhabe, für ein Morgen, in dem das Wissen nicht mehr eingeschlossen, sondern geteilt wird.

Für Papierfans auch weiter als Printausgabe
Wer weiter gern Papier in den Händen hält, kann die JoSch-Einzelhefte auch weiterhin als Printausgabe bestellen. Ein Print-Abo gibt es allerdings nur noch für die Mitglieder der gefsus.

geschrieben am 24.07.2025

Artikel weiterempfehlen