Der Bügelbaum

Wenn die Winter länger und dunkler wurden, wuchs an den Küsten im Norden und Osten ein Baum in den Wohnstuben, den man in keinem Wald finden konnte: der Friesenbaum oder Bügelbaum. 

Holz war eine knappe Ware, aber ein Weihnachtsbaum sollte zum Fest nicht fehlen. Erfinderischen Friesen auf Sylt und Föhr nahmen einen schlichten Holzstab, an dem sie gebogene Äste angebrachten, die mit Buchsbaum oder Efeu und Figuren geschmückt wurden. Zu den Figuren aus Salzteig gehören Tiere (Schwein, Kuh, Schaf, Pferd, Hahn, Fisch), ein Segelschiff und eine Mühle – als Zeichen friesischer Identität.  

Als "Bügelbaum" war das kleine Kunstwerk auf den Ostseeinseln Rügen und Hiddensee zu Hause. Hier wurde der Baum mit Zweigen, getrockneten Früchten und selbstgemachten Ketten aus Rosinen und Mandeln geschmückt. In vielen Familien durfte jeden Tag ein Kind eine Frucht, eine Nuss vom Baum nehmen.  

Ein typischer Bügelbaum bestand aus:

• einem senkrechten Holzstab als Stamm,
• mehreren gebogenen Ästen, die „Bügel“, die in Etagen angeordnet waren,
• geschmückt mit immergrünen Zweigen von Buchsbaum, Misteln oder Stechpalmen
• getrocknete Früchte, Nüsse, kleine Äpfel oder selbstgebastelte Ketten aus Rosinen und Mandeln und kleinen Geschenken.

Heute sieht man originale Friesen- und Bügelbäume Museen oder als Nachbau bei Kunsthandwerker:innen. Wie früher symbolisiert der Baum den Weihnachtsspirit der Menschen an der Küste: eigene Wege gehen und aus dem (manchmal wenig) Vorhandenen das Beste machen. 

Hideenseer Bügelbaum - Wikipedia

Friesischer Bügelbaum (Rekonstruktion)