Lüttenweihnacht
Weihnachten für die Tiere
Wenn auf Rügen oder Usedom kurz vor Weihnachten kleine, Tannen im Wald mit Äpfeln, Möhren, Nüssen und Heu „geschmückt“ sind, dann wird dort „Lüttenweihnacht“ gefeiert – die kleine Weihnacht für die Tiere.
Der alte norddeutsche Brauch geht bis ins 17. Jahrhundert zurück und auf den Glauben, dass in der Heiligen Nacht auch die Tiere sprechen können. Zu diesem wunderbaren Tag wollten die Menschen den vierbeinigen Gefährten danken: den Pferden und Kühen im Stall, aber auch den Vögeln und Rehen im Wald. Dafür wurden für die Tieren Bäume mit viel Nahrhaftem geschmückt: Heu, Äpfel, Eichel, Nüsse und Getreideähren.
Noch heute laden Forstämter auf Rügen und Usedom kurz vor Weihnachten zur „Lütten Wiehnacht“ in den Wald. Familien bringen Futterspenden, Tierfreunde hängen Obst und Maiskolben an Zweige.
Bekannt wurde der Brauch durch Hans Falladas Weihnachtsgeschichte „Lüttenweihnachten“ (1946), die auf Rügen spielt. Darin schwänzen drei Kinder an einem nebligen Wintertag die Schule, um einen Weihnachtsbaum für die Tiere zu schlagen. Zwischen Förster, Nebelhorn und Wildgänsen entsteht eine zarte Geschichte über Mitgefühl, Mut und das kleine Wunder der Versöhnung: „Die Gänse schreien, und das Meer braust und rauscht. Die Sirene heult. Da stehen sie – ein Mann, zwei Jungen, ein Mädel. Es ist Lüttenweihnachten.“
Ein schöner Brauch der daran erinnert, dass Weihnachten ist am besten ist, wenn alle etwas davon haben – auch die „Lütten“.
Projekt gutenberg.org – Lüttenweihnachten
Hans Fallada: Lüttenweihnachten – Aufbau Verlag