Ein Kloß macht Karriere
Am Kloß kommt man in Thüringen gerade zur Weihnachtszeit nicht vorbei. Die Alltagsmahlzeit mit Sparhintergrund hat sich zu einem Stück kulinarischer Identität entwickelt, das zu Feiertagen und Sonntagen (fast) selbstverständlich dazugehört.
Entstanden sind die Thüringer Klöße um 1800 als schlechte Ernten und teures Getreide die Menschen zwangen, nach Nahrungsalternativen zu suchen. Aus der Stärkegewinnung blieb rohe Kartoffelmasse übrig, die zunächst als Abfall an das Vieh verfüttert wurde, bis findige Frauen damit experimentierten. Was als Arme-Leute-Essen begann, wanderte in die bürgerliche Küche und wurde schließlich festes Element des Festtagsmenüs. Auch Goethe liebte Klöße!
Thüringer Klöße – oft auch „grüne Klöße“ genannt – bestehen klassisch aus zwei Dritteln rohen geriebenen und einem Drittel gekochten Kartoffeln. Die Rohmasse wird gründlich ausgedrückt, mit der aufgefangenen Kartoffelstärke und Salz gebunden und um geröstete Weißbrotwürfel in der Mitte geformt, bevor die Klöße im Wasser sieden. Serviert werden sie traditionell mit Braten und reichlich Soße, für viele Familien gerade an Weihnachten unverzichtbar.
Sprachlich geht der Kloß auf das althochdeutsche „klōz“ zurück, das ursprünglich Klumpen, Knolle oder Kugel bezeichnet. Besser kann man die typische, handgeformte Gestalt der Thüringer Spezialität kaum beschreiben: ein schlichter Kartoffelball, der eine steile Karriere zur Feiertagsikone hingelegt hat.
So gelingen echte Thüringer (Grundprinzip):
- 2/3 roh, 1/3 gekocht: Rohe Kartoffeln fein reiben und gründlich ausdrücken; die abgesetzte Stärke aufheben. Gekochte Kartoffeln heiß zerstampfen.
- Vermählen: Rohe Masse mit Salz, aufgefangener Stärke und einem Hauch heißem Salzwasser lockern, dann den heißen Brei kräftig unterschlagen, bis sich der Teig von der Schüssel löst.
- Herz aus Röstel: In die Mitte geröstete Weißbrotwürfel drücken.
- Sanft garen: In siedendes, nicht kochendes Salzwasser geben und 15–20 Minuten ziehen lassen, bis sie aufsteigen.
Wozu passt’s?
Am liebsten zu Rinder- oder Wildbraten, Gans, Sauerbraten, Rouladen, mit viel dunkler Soße und Rotkohl. Übrig gebliebene Klöße schmecken auch am nächsten Tag in Scheiben in Butter goldbraun gebraten.
Wörter & Wunder
Thüringer nennen sie je nach Ecke Hütes/Höbes, Knölla, Kleese und verteidigen jedes Familienrezept wie ein Schatz. Das Kloßmuseum Heichelheim widmet der Sonntagskugel sogar ein eigenes Haus.
Aus der Not geboren, zum Fest veredelt: Thüringer Klöße sind der Beweis, dass Einfachheit und Sorgfalt an der Tafel strahlen können.
Wikipedia – Thüringer Klöße
MDR – Wie Bräuche aus Sachsen und Thüringen Weihnachten prägen