Die Rauhnächte
Wenn Weihnachten verklungen ist und das neue Jahr noch nicht begonnen hat, liegt eine besondere Stille in der Luft. Es sind die Rauhnächte. Jene zwölf Nächte zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag, in denen die Zeit stillzustehen scheint. Draußen ruht die Natur, drinnen duftet es nach Kräutern und Rauch. Alte Bräuche erzählen, dass in diesen Nächten die Grenze zwischen Diesseits und Jenseits durchlässig wird. Eine Zeit, in der die Welt den Atem anhält.
Der Ursprung der Rauhnächte reicht weit zurück. In alten Mondkalendern fehlten elf Tage im Vergleich zum Sonnenjahr – Nächte „außerhalb der Zeit“. Diese Lücke wurde zur mythischen Schwelle, an der die Naturgesetze aufgehoben schienen. Man glaubte, Geister zögen umher, Tiere könnten sprechen, Träume zeigten die Zukunft. Das Räuchern von Haus und Stall sollte das Böse vertreiben und Glück für das kommende Jahr bringen.
Bis heute nutzen viele Menschen die Rauhnächte, um innezuhalten. Sie schreiben Wünsche auf, deuten Träume oder räuchern ihre Räume mit Weihrauch, Beifuß oder Myrrhe. Jede Nacht steht symbolisch für einen Monat des neuen Jahres. Ein stiller Übergang, der zum Nachdenken und Loslassen einlädt.
Manche sagen, in den Rauhnächten lauscht man am besten mehr als man spricht. Denn in dieser Zeit erzählen die Schatten und der Wind Geschichten: von Neubeginn, Wandel und Hoffnung. Und wer achtsam hinhört, spürt vielleicht – das neue Jahr steht schon vor der Tür.
Jede Nacht steht für einen Monat im Jahreskreis und einer Aufgabe. Dafür wird passendes Räucherwerk empfohlen:
- 25. Dezember – Januar: zurückblicken, Altes loslassen | Weihrauch
- 26. Dezember – Februar: still werden, zur Ruhe kommen | Weihrauch, Zedernholz
- 27. Dezember – März: sich für andere und sein Inneres öffnen | Weihrauch, Wacholder
- 28. Dezember – April: auf sein Inneres vertrauen | Weihrauch, Myrrhe, Tanne
- 29. Dezember – Mai: sich Gutes tun, genießen | Weihrauch
- 30. Dezember – Juni: verzeihen, vergeben, Beziehungen heilen | Beifuß, Wermut
- 31. Dezember – Juli: die eigenen Gefühle wahrnehmen | weißer Salbei, Kampfer, Kiefernholz
- 01. Januar – August: Entscheidungen fürs neue Jahr treffen | Weihrauch, Myrrhe, Zedernholz
- 02. Januar – September: Impulse der letzten Nächte prüfen und sortieren | Myrrhe, Tanne
- 03. Januar – Oktober: achtsam werden für das, was ist | Kampfer, Weihrauch, Wacholderspitzen
- 04. Januar – November: dankbar sein für das, was ist | Weihrauch
- 05. Januar – Dezember: den Sinn der Impulse der letzten Nächte erkennen | Weihrauch, Myrrhe
Wikipedia – Rauhnacht
Kraut & Rüben – Rituale und Bedeutung der Rauhnächte