Lebensweltorientierung
weiter bilden 4/2022
Das Konzept der Lebensweltorientierung begegnet in der Erwachsenen- und Weiterbildung v.a. in drei Ausprägungen: in einer spezifischen Form didaktischer Arrangements, in denen Anschlüsse an Alltagsprobleme und Verständnisvoraussetzungen der Teilnehmenden hergestellt werden (nah an „Teilnehmerorientierung“), in Orientierungen an lebensweltlichen Wertorientierungen und ästhetischen Präferenzen in der Programmplanung und dem Marketing („Milieumarketing“) sowie in sozialraumorientierter aufsuchender Bildungsarbeit, die niedrigschwellige Teilnahmemöglichkeiten für bildungsungewohnte Gruppen befördern will (verbreitet z.B. im Bereich der Alphabetisierung und Grundbildung).
Im DIALOG-Praxisnetzwerk für Wissenstransfer und Innovation des DIE wurde der Begriff im Rahmen des 1. DIALOG-Raums am 12.11.2021 näher thematisiert. Ausgangspunkt war dabei die Beobachtung, dass mit dem an sich positiv konnotierten Begriff auch gewisse Unsicherheiten einhergingen, die es lohnend erscheinen ließen, dem Konzept der Lebenswelt näher nachzugehen und sein Potenzial und auch seine Grenzen auszuleuchten. So wurde gefragt: Wie kann der Anspruch an Lebensweltorientierung eingelöst werden, wenn es zahlreiche limitierende Faktoren gibt, z.B. die Lebenswelt der Mitarbeitenden der Bildungseinrichtung, die eine kulturelle Passung zu milieufremden Teilnehmergruppen unmöglich machen kann (vgl. z.B. verschiedenen Arbeiten von Helmut Bremer u.a.)? Welche Orientierung kann der Lebensweltbegriff bieten, wenn damit Diversitäts- und Inklusivitätsansprüche ebenso begründet werden können wie deren – normativ weit weniger geschätzten – Gegenteile wie Exklusivität und Homogenität? Wie ist Lebensweltorientierung im Hinblick auf empathische Bildungstheorien zu denken, die aus beschränkten Alltagsorientierungen emanzipieren wollen?
Möchten Sie weiter bilden kennenlernen? Dann nutzen Sie unser Angebot für das Probeabo 4 für 3! Sie erhalten vier Ausgaben und bezahlen drei – für nur 36,75 € (statt 49,– €)! Starten Sie Ihr Probeabo gleich mit dem aktuellen Heft.
Zugang des Hefts
Das Heft leuchtet die Bedeutungshöfe und verschiedenen Anwendungsfelder von Lebensweltorientierung aus und widmet sich in Einzelbeiträgen den o.g. Fragestellungen, die Bildungseinrichtungen im Hinblick auf das Konzept beschäftigen. Es wird dabei auch auf die theoretischen Wurzeln des Konzepts eingegangen und gefragt, was der bei Schütz/Luckmann („Strukturen der Lebenswelt“) hinterlegte phänomenologisch-wissenssoziologische Theorieansatz für die heute diskutierten Probleme austrägt.
Im Einblick soll der Blick auf konkrete, praktische Probleme der Lebensweltorientierung gerichtet werden. Hierzu werden Fallbeispiele angefragt, die aus dem DIALOG-Praxisnetzwerk des DIE stammen und die auf der o.g. öffentlichen Veranstaltung des Praxisnetzwerks vorgestellt und besprochen worden sind. Auch sind einige der Beitragenden bereits auf dieser Veranstaltung aktiv gewesen.