Barbara Nienkemper

Lernstandsdiagnostik bei funktionalem Analphabetismus

Akzeptanz und Handlungsstrategien

Die Dissertation diskutiert den Einsatz von Lernstandsdiagnostik in der Alphabetisierungs- und Grundbildungsarbeit. Da die Betroffenen es besonders schwer haben, schriftbasierte Testverfahren zu bewältigen, sollten Tests zur Ermittlung des Lernbedarfs so gestaltet werden, dass sie keine Ängste und Widerstände hervorrufen.
Die Autorin betrachtet die lernstandsdiagnostische Situation aus der Sicht der Lernenden und analysiert deren Handlungsstrategien. Ein genaueres Verständnis für die Probleme von erwachsenen funktionalen Analphabeten in Testsituationen kann dazu beitragen, die Potenziale von Lerndiagnostik besser auszuschöpfen.
Einleitung

1 Begriffsverwendung
1.1 Zur Verwendung des Begriffs "Lernstandsdiagnostik"
1.2 Zur Verwendung des Begriffs "funktionaler Analphabetismus"

2 Lernstandsdiagnostik aus der Perspektive von Lernenden
2.1 Die Perspektive der Lernenden im Themenfeld Kompetenzerfassung
2.2 Die Perspektive der Lernenden im Themenfeld Zertifizierung
2.3 Die Perspektive der Lernenden im Themenfeld Lehr-Lernprozess
2.4 Zwischenfazit: Lernstandsdiagnostik wird in der Erwachsenenbildung nach dem Prinzip der Teilnehmendenorientierung behandelt

3 Lernstandsdiagnostik aus der Perspektive von funktionalen Analphabetinnen und Analphabeten
3.1 Erfahrungen von funktionalen Analphabetinnen und Analphabeten mit schulischer Diagnostik
3.2 Defizitäres Selbsterleben von lernenden funktionalen Analphabetinnen und Analphabeten als Begründung für Testängste
3.3 Akzeptanz von Erwachsenen mit Lese- und/oder Schreibschwierigkeiten gegenüber Lernstandsdiagnostik
3.4 Zwischenfazit: Lernstandsdiagnostik wird von Erwachsenen mit Lese- und/oder Schreibschwierigkeiten dann akzeptiert, wenn sie individuellen (Lern-)Zielen dient

4 Bewältigungsstrategien bei funktionalem Analphabetismus
4.1 Erste empirische Ansätze zur Erforschung von Bewältigungsstrategien
4.2 Empirische Ausdifferenzierungen von Bewältigungsstrategien
4.3 Partielles Outing als übergreifende Strategie bei funktionalem Analphabetismus
4.4 Bewältigungsstrategien im Kontext von sozialer Teilhabe und Lernprozessen
4.5 Zwischenfazit: Die Wahl der Bewältigungsstrategie variiert situativ und subjektiv

5 Entwicklung einer subjektwissenschaftlichen Theorieperspektive auf Handlungsstrategien im Umgang mit Lernstandsdiagnostik
5.1 Defensive und expansive Handlungsbegründungen im Kontext von Lernstandsdiagnostik
5.2 Widerständiges und akzeptierendes Handeln im Kontext von Lernstandsdiagnostik
5.3 Zwischenfazit: Die Wahl der Handlungsstrategie wird subjektiv begründet

6 Forschungsdesign für die qualitative Befragung von Erwachsenen mit Lese- und/oder Schreibschwierigkeiten
6.1 Zur Entscheidung für die Methodologie der Grounded Theory
6.2 Zum Verfahren der Datenerhebung
6.3 Zum Verfahren der Datenauswertung
6.4 Zwischenfazit: Als Gegenstand der Studie werden rückblickend berichtete, subjektiv begründete Handlungsstrategien im Umgang mit Testsituationen bei funktionalem Analphabetismus untersucht

7 Handlungsstrategien im Umgang mit Testsituationen bei funktionalem Analphabetismus
7.1 Testsituationen - empirische Differenzierung aus subjektiver Perspektive
7.2 Handlungsstrategien im Umgang mit Testsituationen bei funktionalem Analphabetismus
7.3 Zwischenfazit: Die Wahl der Strategie im Umgang mit einer Testsituation verweist auf das subjektiv begründete Ausmaß an handlungspraktischer Akzeptanz

8 Subjektive Handlungsbegründungen im Umgang mit Testsituationen bei funktionalem Analphabetismus
8.1 Subjektive Begründungen für die Wahl der Strategie Partielles Outing
8.2 Subjektive Begründungen für die Wahl der Strategie Ambitionierte Offensive
8.3 Subjektive Begründungen für die Wahl der Strategie Widerständige Verweigerung
8.4 Zwischenfazit: Die Begründungszusammenhänge im Umgang mit Testsituationen verweisen auf die subjektive Antizipation von Erfolgsaussichten und das subjektiv und situativ begründete Lebensinteresse

9 Diskussion und Zusammenführung der Ergebnisse
9.1 Diskussion der subjektlogischen Definition von Testsituationen
9.2 Diskussion der Handlungsstrategien im Umgang mit Testsituationen bei funktionalem Analphabetismus
9.3 Diskussion der subjektiven Begründungen für die Wahl der Handlungsstrategie im Umgang mit Testsituationen
9.4 Begründungslogisches Handlungsmodell zum Umgang mit Testsituationen bei funktionalem Analphabetismus
9.5 Forschungsdesiderata
9.6 Empfehlungen für die lernstandsdiagnostische Praxis im Kontext von Alphabetisierung und Grundbildung

Literatur
Autorenporträt
Zusammenfassung
Abstract

weitere Infos

Der Einsatz von Lernstandsdiagnostik in der Alphabetisierungs- und Grundbildungsarbeit wird kontrovers diskutiert: Auf der einen Seite sind die Erhebungen hilfreich, um den Lernbedarf von Erwachsenen detailliert bestimmen zu können. Auf der anderen Seite haben gerade Personen mit Lese- und/oder Schreibschwierigkeiten häufig begründete Testängste und -widerstände.

In ihrer Dissertation ¿Lernstandsdiagnostik bei funktionalem Analphabetismus¿ präsentiert Barbara Nienkemper die Ergebnisse einer qualitativen Interviewstudie, die die Perspektive der Lernenden in den Fokus rückt. Grundlage der Analyse sind zehn leitfadengestützte Interviews der Autorin sowie elf weitere Interviews, die von Projektpartnerinnen nach abgestimmten Verfahren erhoben, transkribiert und vorkodiert wurden. Barbara Nienkemper untersucht detailliert, welche Handlungsstrategien Erwachsene mit Lese- und/oder Schreibschwierigkeiten aus ihrem Umgang mit Lernstandsdiagnostik entwickelt haben und wie sie ihr Handeln begründen. In Anlehnung die subjektwissenschaftliche Lerntheorie von Klaus Holzkamp (1995) nutzt sie einen begründungslogischen Ansatz, um die Handlungen in den untersuchten lernstandsdiagnostischen Settings aus der Perspektive der Lernenden zu verstehen und nachzuvollziehen.

Abschließend verdichtet die Autorin ihre Forschungsergebnisse zu einem Handlungsmodell für den Umgang mit Testsituationen bei funktionalem Analphabetismus, ordnet das Modell in den bisherigen Forschungsstand ein und formuliert Empfehlungen für die lernstandsdiagnostische Praxis im Kontext von Alphabetisierung und Grundbildung.

Mit ihrer Publikation legt Barbara Nienkemper einen Grundstein für die weitere Professionalisierung von Weiterbildungseinrichtungen für Alphabetisierung und Grundbildung.

Nienkemper, B.: Lernstandsdiagnostik bei funktionalem Analphabetismus. Akzeptanz und Handlungsstrategien. Bielefeld 2015. DOI: 10.3278/14/1124w

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Bibliografische Angaben

  • Reihe: Theorie und Praxis der Erwachsenenbildung
  • Band: 27
  • Auflage: 1
  • Erscheinungsdatum: 01.04.2015
  • Umfang: 327 Seiten
  • Artikelnr: 14/1124w
  • ISBN (Print): 9783763955442
  • ISBN E-Book (PDF): 9783763955459
  • DOI (E-Book): 10.3278/14/1124w
  • Imprint: wbv Publikation
  • Sprache: Deutsch
  • Lizenzhinweis: Creative Commons Namensnennung-Share Alike 4.0 International

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